Omikron-Welle : Expertenrat fordert Vorbereitung weiterer Maßnahmen

Veröffentlicht am 23. Januar 2022 um 10:45

Die Corona-Experten erwarten regionale Inzidenzen von mehreren Tausend, Kliniken drohe die Überlastung. Die Fachleute setzen auf mehr Boostern und Kontaktbeschränkungen.

Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung hat vor den Folgen der vierten Corona-Welle für das Gesundheitssystem gewarnt. "Unter den aktuell geltenden Kontaktbeschränkungen steigen die Inzidenzen weiter und es ist anzunehmen, dass die medizinische Versorgung zumindest regional eingeschränkt sein wird", teilte das Gremium in einer Stellungnahme mit. "Dies kann relevante Gefährdungen, zum Beispiel bei der Versorgung von PatientInnen mit anderen Krankheiten, zur Folge haben." Auch in anderen Bereichen drohten durch einen hohen Krankenstand und Quarantäne erhebliche Personalausfälle – diese seien teilweise bereits eingetreten.

 

Bei den über 50-Jährigen sehen die Experten eine zu große Impflücke. Das Ausmaß der Krankenhausbelastung werde entscheidend von den Inzidenzen in der Gruppe der ungeimpften Erwachsenen und der über 50-Jährigen abhängen, hieß es in der Stellungnahme. Bei weiter steigenden Inzidenzen seien sehr viele Krankenhausaufnahmen in diesen Gruppen zu erwarten.

Die Mitglieder des Gremiums fordern deshalb Vorbereitungen für mögliche weitere Schritte. Die derzeitigen Maßnahmen sollten beibehalten und strikt umgesetzt werden. Wenn infolge weiter steigender Inzidenzen kritische Marken etwa bei Klinikeinweisungen erreicht würden, könnten weitergehende Maßnahmen nötig werden. "Diese sollten daher jetzt so vorbereitet werden, dass sie ohne Verzögerung umgesetzt werden können." Über das weitere Vorgehen in der Pandemie wollen am Montag die Ministerpräsidenten mit Bundeskanzler Olaf Scholz beraten.

Intensivierung der Boosterkampagne

Im weiteren Pandemieverlauf hält der Rat regionale Inzidenzwerte von mehreren Tausend für möglich und empfiehlt daher, die Boosterkampagne zu intensivieren. Erst mit mehr immunisierten Menschen und weniger Infektionen beziehungsweise Hospitalisierungen könnten die Kontaktbeschränkungen wieder zurückgefahren werden.

 

Der Rat rief dazu auf, sich von der derzeit niedrigen Hospitalisierungsrate nicht täuschen zu lassen. Am Freitag lag der Wert laut Robert Koch-Institut bei 3,77 – auf dem Höhepunkt der zweiten Pandemiewelle dagegen über 15. "Die Hospitalisierungsrate wird niedriger als bei der Delta-Variante erwartet, müsste aber eine ganze Größenordnung (etwa Faktor 10) niedriger liegen als im vergangenen Winter, um die erwartete hohe Fallzahl zu kompensieren und das Gesundheitssystem nicht zu überlasten", schrieb der Expertenrat. Davon sei aber nicht auszugehen. "Entsprechend sind bei weiter steigenden Inzidenzen sehr viele Krankenhausaufnahmen zu erwarten."Zudem mahnte der Expertenrat eine umfassende Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland an. Als Ad-hoc-Maßnahme empfehlen die Experten, Krankenhäuser zu verpflichten, alle neuen Corona-Patienten innerhalb von 24 Stunden nur mit Altersangabe zu melden.


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