Wird es Teurer?

Veröffentlicht am 4. Juni 2021 um 10:32

Benzin könnte bald zwei Euro kosten

 

 

Nicht nur bei einer grünen Kanzlerin droht Millionen Autofahrern der ultimative Spritpreis-Hammer: Die CO2-Steuer verteuert das Autofahren - und betrifft durch erhöhte Transportkosten letztlich alle. Selbst Klimaforscher treten nun leicht auf die Bremse.

 

 

"Und kost's Benzin auch 3 Mark 10, scheißegal, es wird schon gehen": Der legendäre 80er Jahre-Schlager von Sänger "Markus" aus der Neuen Deutschen Welle wurde längst von der Realität eingeholt. Schon heute müsste Markus an manchen Tagen mehr als drei Mark - umgerechnet also mehr als 1,50 Euro - bezahlen, um seinen Maserati aufzutanken. Auf der Autobahn steigen die Preise zum Teil schon auf 1,70 Euro für den Liter Super.

Ein Grund für die Zapfsäulen-Inflation sind die gestiegenen Rohölnotierungen an den Finanzmärkten. Während der Ölpreis schwer zu prognostizieren ist und sowohl Ausschläge nach oben als auch nach unten möglich sind, liegt der Hauptgrund der explodierenden Spritpreise allerdings in den Steuern.

Rohöl-Preise und Steuererhöhung

Vor allem die deutsche Klima-Politik kommt Gering- und Normalverdiener teuer zu stehen.  Für Autofahrer gibt es nach der vor mehr als 20 Jahren eingeführten Öko-Steuer und der CO2-basierten Kfz-Steuer seit Januar eine dritte Klima-Besteuerung, die offiziell "CO2-Preis" heißt und sowohl herkömmliche Kraftstoffe wie Benzin und Diesel als auch Heizöl und Erdgas teurer macht. Laut der monatlichen Auswertung des Verbraucherinformationsdienstes "Clever Tanken" kostete der Liter Super E10 im Mai im bundesweiten Schnitt 1,48 Euro. Für den Liter Diesel wurden 1,33 Euro aufgerufen. Beide Kraftstoffsorten kosteten damit rund zwei Cent mehr als im April und zugleich soviel wie in keinem bisherigen Monat 2021.

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Der Rohstoff-Experte Eugen Weinberg von Commerzbank sagte im Interview mit der "Bild": „Wenn die Parteien ihre Pläne bei der CO2-Bepreisung durchsetzen und zudem der Ölpreis weiterhin steigt, dann sind Benzinpreise von zwei Euro in naher Zukunft möglich. Auch bei Diesel ist der Anstieg auf 1,50 Euro je Liter wahrscheinlich.“ Mit den Einnahmen der CO2-Steuer sollen die hohen Kosten der Energiewende finanziert werden - und auch die Elektromobilität. Denn Besitzer selbst teurer Elektroautos dürfen sich ganz offiziell um die Kfz-Steuer drücken - sie sind davon befreit .

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Betroffen sind die Deutschen von dieser Preissteigerung auf zwei Arten: Einmal betrifft sie alle Autofahrer, die nicht elektrisch unterwegs sein können oder wollen, direkt. Zum anderen jeden, selbst Menschen ohne Auto, weil alle Unternehmen vom Supermarkt über den Handwerker bis zum Kurierdienst gestiegene Treibstoff- und Transportkosten natürlich auf ihre Kunden umlegen.

Nicht nur Grüne wollen CO2-Steuern erhöhen

Die Grünen wollen die CO2-Steuerschraube besonders fest anziehen. Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock will, dass CO2-Emissionen im Verkehr mit 60 Euro pro Tonne bepreist werden. Das entspräche einem Anstieg der Benzinpreise um etwa 10 Cent pro Liter. Doch auch andere Parteien wollen nach dem Corona-Schock auf diese Einnahmequelle nicht verzichten, eingeführt wurde die neue Steuer bekanntlich von der Großen Koalition. Nach oben sind die Grenzen denn auch offen, da mit dem fiskalpolitischen Konstrukt der CO2-Steuer die Politik jeden beliebigen Preis pro errechneter Tonne Emissionen festlegen kann.

Klimaforscher fürchten soziale Ungleichheit

Selbst manche Klimaforscher haben mittlerweile Bedenken, wie sich die Preisexplosion aufs gesellschaftliche Klima auswirken könnte. Die Steuer dürfe nicht zu einem Instrument sozialer Ungleichheit werden, sagte kürzlich der beiden Direktoren des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, in einem Interview . "Die potenziellen sozialen Verwerfungen sind ein Problem, das aber gelöst werden kann. Die einkommensschwachen Haushalte geben anteilig viel mehr für Strom, Wärme und Mobilität aus als die reichen. Deshalb ist aus meiner Sicht ein Sozialausgleich für die höhere CO2-Bepreisung unverzichtbar", so Edenhofer.

Baerbock will "Energiegeld"

Ob und wie die Mehrkosten wieder zurückfließen werden, bleibt offen. Die Grünen haben die Idee eines "Energiegelds" ins Spiel gebracht, das einmal im Jahr ausgezahlt werden und 75 Euro betragen soll. Profitieren würden dabei vor allem Familien mit kleinen Wohnungen und wenigen Autos. "Wenn ich in einem sehr, sehr großen Haus wohne und sehr, sehr viele Autos fahre, muss ich am Ende mehr bezahlen", so Annalena Baerbock kürzlich bei einer Wahlkampfveranstaltung in Magdeburg. Nicht eingerechnet sind dabei allerdings die indirekten Preissteigerungen durch gestiegene Transport- und Logistikkosten.

Mittelfristig sollen im Gegenzug für die höheren Benzin-, Diesel, Heizöl- und Gaspreise zumindest die Stromkosten sinken. Damit soll auch der Betrieb von Elektroautos günstiger werden. Bislang ist abgesehen von den vielen Steuer-Geschenken und Kosten-Privilegien für die Käufer von E-Autos eher das Gegenteil der Fall: Einer der wichtigsten Autostrom-Anbieter EnBW hat seine Ladpereise gerade erst erhöht .

 

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